Die Kunstbrut und Aufzucht der Chinesischen Zwergwachtel

 

Zwergwachtelküken: Wildfarbig, Rotbraun, Weiß, Dunkel, Schecke

 

An erster Stelle steht natürlich die Naturbrut mit vielfach sehr guten Brutergebnissen, aber auch mit sehr unterschiedlichen Aufzuchterfolgen. Zum Teil liegt das daran, dass diese winzigen Wachtelchen doch ein Loch finden, durch das sie entfliehen können. Andererseits drohen ihnen neben Störungen der Henne während der Brut auch weitere Gefahren. Es sei ausdrücklich gesagt, dass es neben der hier geschilderten Methode sicher viele andere erfolgsversprechende Methoden gibt, Zwergwachteln zu erbrüten und aufzuziehen.

Die Brut

Bruteier sollten möglichst oft, zumindest täglich eingesammelt werden und unter optimalen Bedingungen aufbewahrt werden. Das sind Temperaturen von 8 bis 13° C bei einer Luftfeuchtigkeit um 70 %. Ein Kellerraum ist dazu bevorzugt geeignet. Bruteier, die Temperaturen unter 5° C längere Zeit ausgesetzt werden, sind geschädigt. Temperaturen über 20° C wirken mindestens schädlich, wenn die Bruteier immer wieder oder dauernd solche Temperaturen ertragen müssen.

Die Lagerung der Eier muss auf der Spitze erfolgen. Sie zu wenden soll im Allgemeinen so nicht nötig sein. Bei entsprechender Kennzeichnung der Eier mit Legedatum, danach folgendem Einzelschlupf von jeder Henne konnte ich feststellen, dass Eier bis 13 Tage alt keine nachlassenden Schlupfergebnisse bringen. Bis zum 17. Tag lässt der Schlupf leicht nach. Ältere Eier habe ich nicht getestet.

Die Bruteier sollten nicht plötzlich der normalen Bruttemperatur ausgesetzt werden, sondern aus der kühlen Lagertemperatur etwa über Nacht bei Zimmertemperatur auf die Brut vorbereitet werden.

Die Brut erfolgt im Schrankbrüter bei  37,5 - 37,8° C über den Eiern, im Flächenbrüter bei 38,3 ° C, gemessen an der Eioberkante. Wenn wir aber an der Eioberkante messen, muss dort die Temperatur höher liegen, da im Flächenbrüter eine Temperaturschichtung besteht. Wie stark die Temperaturunterschiede sind, hängt 1. von der Brutraumtemperatur und 2. von der Isolierung des Brüters ab. Es ist zu empfehlen, erst mit der unteren angegebenen Temperatur zu beginnen und bei sehr spätem Schlupf die Temperatur beim nächsten Brutversuch zu erhöhen.

Zu hohe Temperaturen sind vor allem in den ersten fünf Tagen zu vermeiden. Vom dritten bis fünften Tag haben die Embryos eine sehr kritische Phase, in der Übertemperaturen sehr negativ auf das gesamt Brutergebnis Einfluss haben. Das geht vom sofortigen Absterben (Blutring im Ei) bis zum Steckenbleiben voll ausgebildeter Küken beim Schlupf.

Die Luftfeuchtigkeit soll während der Vorbrut bei 55 bis 60 % liegen. Viele Brutapparatehersteller geben hier eine Spanne von 50 - 65 % an, da das Embryo eine gewisse Regelmöglichkeit hat, während des Schlupfes etwas höher, etwa um 80 %.

Die Küken schlüpfen am 16. bis 18. Tag und können bis zu 36 Stunden im Brüter bleiben. Sie leben noch vom Dottersack. Das hat besondere Bedeutung für die wenigen immer wieder auftretenden Frühschlüpfer. Danach beginnt die Aufzucht.

Noch ein paar Worte zum Schlupfergebnis. Während bei den seit über 100 Jahren in Brutapparaten gebrüteten Japanischen Legewachteln bei richtiger Fütterung und Beachtung der sonstigen Parameter Schlupfergebnisse von etwa 70 % normal sind, ist das bei Zwergwachteln nicht die Regel. Zum Teil liegt es an der Befruchtung, zum anderen am Absterben der Embryos.

Zur Befruchtung ließe sich viel spekulieren. Fakt ist, nicht jede Henne gefällt jedem Hahn und umgekehrt. Bei Haltung als Trio hat der Hahn vielfach eine Lieblingshenne, die nur befruchtete Eier legt, die andere weniger. Ganz schlimm kann es werden, wenn umgepaart wird. Dann fliegen die Fetzen und es kommt mitunter eher zum Verlust eines Partners als zum ersten Ei. Natürlich kann es auch problemlos funktionieren. Unsere Zwergwachteln sind schon richtige kleine Persönlichkeiten, die ihre eigenen Köpfchen haben und ihren Eigensinn auch ausleben möchten. Nur schlechte Ergebnisse habe ich (auch bei Naturbrut) bisher gehört, wenn ein Hahn mit drei Hennen verpaart wurde. Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Ein Versuch, einen Hahn mit vier Hennen zu verpaaren, brachte bei allen vier Hennen in erfolgreiche fast gleichzeitige Brut. Die Hennen mit ihren Küken wurden aber jeweils getrennt aufgezogen.

Grundsätzlich sollte man den schwächeren Partner (das kann durchaus der Hahn sein, ganz sicher aber eine zweite zugesetzte Henne) in ein Abteil setzen, das es in den ersten Tagen in Besitz nehmen kann. Der vermutlich stärkere Partner wird dann zugesetzt, bei einem Trio auch erst einer, am Tage darauf der vermutlich stärkste. Das geht meistens gut, bedarf aber trotzdem der laufenden Beobachtung.

Unter Beachtung sicher nicht ganz zu vermeidender geringer Befruchtung kommt es aber auch zu geringerem Brutergebnis durch abgestorbene Embryos. Hier liegt eine Ursache darin, vorausgesetzt man hat den Brutapparat voll im Griff, dass den Zwergwachteleiern die Kunstbrutfestigkeit fehlt. Durch die vielfach durchgeführte Naturbrut, der Anteil mag regional sehr unterschiedlich sein, fehlt die Auslese durch fortgesetzte Kunstbrut. Das wird unterstützt durch die Beobachtung, dass bei Naturbrut in der Regel alle befruchteten Eier schlüpfen, auch die von den Kunstbruthennen.

Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang die Inzuchtanfälligkeit. Bei Legewachteln ist sie erwiesen höher als bei Hühnern. Von Zwergwachteln ist es mir nicht bekannt. Es sollte zumindest enge Inzucht vermieden werden, wie eben bei allen Wachtelarten.

Die Aufzucht

Gut geeignet zur Aufzucht sind Behälter aus Plast. Ich verwende solche mit den Maßen 65x35x30 cm. Bei viel längeren Behältern verlaufen sie sich anfangs. Der Boden muss mit Stoff ausgekleidet werden, damit eventuell vorhandene leichte Spreizfüße korrigieren werden, (Küken mit stark ausgebildeten sollte man töten) und um zu vermeiden, dass weitere Beinfehler durch Ausrutschen entstehen. Nach einigen Tagen werden Hobelspäne (Vorsicht vor Sägespänen!) übergestreut und die Küken so bis zur Vollendung der vierten Woche gehalten. Da Zwergwachteln in diesem Alter kaum scharren, ist das möglich. Durch regelmäßiges Überstreuen wird verhindert, dass sich Kotballen an den Zehen festsetzen.

Die Fütterung erfolgt mit einem sehr eiweißreichen Aufzuchtfutter. Gut geeignet ist Putenstarterfutter mit 25 bis 27 % Rohprotein (RP) oder auch ein nur als Aufzuchtfutter für Ziergeflügel deklariertes Mischfutter mit 26 % RP. Andere Futtermittel mit weniger RP, z.B. Fasanen- und Wachtelfutter mit 20 - 22 % RP können nach wenigen Tagen durch Zufütterung von Eifutter (anfangs durch ein Sieb gedrückt, danach mit einer Gabel zerkleinert) aufgebessert werden. Da ich verschiedene erfolgreiche Aufzuchten gesehen habe, die nicht so optimal gefüttert wurden, lässt darauf schließen, groß werden sie problemlos, die Entwicklung dauert nur etwas länger.

Das Futter muss anfangs sehr zerkleinert werden (Kaffeemühle) und in flachen Schalen gegeben werden. Später können die Näpfe größer werden, später auch erhöht auf ein Brettchen gemeinsam mit der Tränke gestellt werden, um Verschmutzungen vorzubeugen.

Sehr zu empfehlen ist die Zufütterung von Backmohn mindestens während der ersten drei Tage. Ein Drittel unter das Mischfutter gemengt, hilft Durchfall zu verhindern. Die alleinige Fütterung von Backmohn während der ersten Tage halte ich wegen des hohen Fettgehaltes für sehr bedenklich.

Als Tränke wird oft der Rat gegeben, flache Schalen mit Steinchen zu versehen, zwischen denen die Wachtelchen sich das Wasser herauspicken, ohne dass die Gefahr des Ertrinkens gegeben ist. Genau so habe ich es mit Erfolg gemacht. Die Steinchen sauber zu halten, ist aber aufwendig. So habe ich eine Fontäne für Ziervögel (70 - 200 ml) mit kleinem Schnabel benutzt und mache das nur noch so. Für gelbe Unterteile scheinen sich die Küken besonders zu interessieren. Nach einer Woche kann man eine größere Fontäne mit größerem Schnabel (250 - 450 ml) anbieten. Als Übergang aber bitte beide, es kann passieren, sie verdursten eher, als dass sie ein unbekanntes Gefäß annehmen. Auch wenn man sieht, das neue Gefäß wird von einigen Wachteln angenommen, sagt das noch lange nicht, dass es alle machen. Das Tränkgefäß sollte täglich gereinigt werden, anfangs bei den hohen Temperaturen auch zweimal täglich.

Als Heizung dient eine matte 40-Watt-Birne (in kühleren Räumen auch eine stärkere), die über einen Steckdosen-Dimmer gesteuert wird. Zu Beginn muss fast voll aufgedreht werden. Sobald sich die Wachtelküken nach dem Umsetzen getrocknet und erwärmt haben, kann man meist den Dimmer schon etwas zurückdrehen. Die Anfangstemperatur unter der Birne muss bei 38 - 40°C liegen. Bei der ersten Aufzucht sollte das vorher mit einem Thermometer festgestellt werden. Am Verhalten der Küken lässt sich der Dimmer genau einstellen. Es sollte unter der Birne immer in kleiner Kreis frei bleiben, der für die Wachteln zu warm ist. Dann stimmt die Einstellung des Dimmers. Natürlich brauchen die Wachteln auch Ausweichmöglichkeiten. Deshalb darf auch bei einer sehr kleinen Anzahl Küken der Behälter nicht zu klein gewählt werden. Der Einsatz des Dimmers hat neben der Stromersparnis den großen Vorteil, dass die Birne sehr viel länger hält und Totalverluste wegen einer defekten Birne weitgehend erspart bleiben. Außerdem leben die Wachteln schon bald nicht mehr in so grellem Licht, was sie allerdings nicht zu stören scheint.

Die Beleuchtungsdauer entspricht bei dieser Art von Wärmequelle natürlich 24 Stunden. Das lässt das enorme Wachstumsvermögen der Wachtelküken voll zur Wirkung kommen und schadet ihnen keinesfalls.

Mit vier Wochen sind bei guter Fütterung die Wachteln voll befiedert und die Geschlechter zu unterscheiden. Die Hähne bekommen teils eine Maske, alle aber einen roten bis rötlichen Unterschwanz. Ein Problem bleiben in dieser Hinsicht die Weißen. Bei den Schecken, die keine Maske haben, ist auch meist der Unterschwanz der Hähne farbig und damit rot gefärbt.

Bei mir werden nun die Geschlechter getrennt und kommen jeweils in eine Aufzuchtbox. Es sind dann nur etwa je 10 Tiere. In einer Box in der Größe von 50x60 bis 60x60 cm lässt sich diese kleine Gruppe für 2 - 4 Wochen gut unterbringen.

Als Einstreu biete ich weiter Hobelspäne in einer Schicht vom 3 - 4 cm. Bei einer Raumtemperatur von über 15° ist eine Heizung nicht mehr erforderlich. Die Wachteln wühlen sich in die Späne ein, wenn sie Wärme brauchen. Manchmal bilden sie auch einen so genannten Wachtelstern. Sie sitzen im Kreis alle mit den Schwänzen zusammen. Das Futter wird vom RP-Gehalt her etwas reduziert auf etwa 20 - 22 %, also das gängige Fasanen- und Wachtelfutter. Das Trinkwasser wird weiterhin über eine große Fontäne gereicht. Zum Übergang müssen beide Gefäße auf ein Brettchen mitten in die Box gestellt werden, später werden sie dann von außen angehängt. Beleuchtet wird etwa 14 Stunden, im Sommer nur mit Tageslicht.

Ein großes Übel, das auch in dieser Zeit beginnt, ist das Federfressen. Hauptgründe sind immer wieder zu viel Wärme und zu viel Licht, möglicherweise auch zu eiweißreiches Futter. Alle drei Faktoren sollten deshalb auf ein sinnvolles Maß gesenkt werden. Sind erst einmal die ersten kahlen Rücken da, ist es zu spät. Vorbeugung ist hier alles. Allerdings befressen sich Zwergwachteln auch ohne jeden ersichtlichen Grund.

Ein weiteres Problem in der gesamten Wachtelhaltung sind an den Zehen festklebende Kotballen, die mühsam entfernt werden müssen und den Wachteln auch erspart bleiben sollten. Eine Möglichkeit dafür ist folgende:

Den Wachteln von der 5. Woche an wird grundsätzlich ein Teil der Box mit Maschendraht 12 x 12 mm plastummantelt bespannt. In den Aufzuchtboxen ist bei mir vorn ein Streifen von 15 cm Breite angebracht, an dem von außen Futter- und Wassergefäße angeordnet sind. Die Wachteln halten sich auf diesem Teil des Geheges sehr oft auf, da sie immer wieder neugierig nach Futter suchen und dazu während des Fressens auch viel Kot absetzen. In Volieren habe ich als Futterplatz eine mit einem eben solchen Drahtrahmen abgedeckte Badeschale von 50x60 cm in der Mitte aufgestellt oder auch seitlich außen angeordnet. Der Effekt ist sehr erstaunlich. Kotballen an den Zehen sind die große Ausnahme. Da ein großer Anteil des Kotes und auch eventuelles Spritzwasser nicht in die Einstreu kommt, bleibt diese auch bedeutend länger trocken.

Eine Aufzucht gemeinsam mit Legewachtelküken ist erstaunlicherweise durchaus bis zu etwa 14 Tagen möglich. Sie setzen sich durch gegenüber den größeren Küken durch ihre Flinkheit. Danach ist es sinnvoll, sie zu trennen. Bei guter Fütterung sind sie dann bereits voll befiedert und können ohne Heizung gehalten werden, sofern bei etwa 20 Grad Raumtemperatur ein Hobelspänebett angeboten bekommen, in das sie sich einbetten und gegenseitig wärmen können. Die längere gemeinsame Aufzucht mit Legewachtelküken kann zum Federrupfen führen. Kahle Rücken mit all ihren Nachteilen sind die Folge.

 

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Eintagsküken und vier Wochen alte Küken  in den Aufzuchtboxen

 

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Aufzuchtbox 5. - 8. Woche, ohne und mit Vorsatzgitter

 

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