Die Zucht, Haltung, Fütterung und Aufzucht verschiedener Wachtelarten

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Aufzuchtvitrine mit Hobelspänen

Aufzuchtvitrine mit Drahtboden 9 Tage später

Die Haltung und Zucht einer Reihe von Wachtelarten, die bereits Domestikationserscheinungen zeigen und gelegentlich unter dem Sammelbegriff Zierwachteln definiert werden und sehr verbreitet sind, lassen sich unschwer unter etwa gleichen Bedingungen halten und züchten. Hier handelt es sich um die auch zu den Bodenwachteln gerechneten Harlekinwachteln und Europäischen Wachteln, sowie um die zu den Zahnwachteln gehörenden Virginiawachteln (auch Baumwachteln genannt) mit ihren vielen Farbschlägen und die Schopfwachtelarten.

Die Zucht

Sehr wichtig in der Wachtelzucht ist, dass Inzuchterscheinungen durch Vermeidung der Verpaarung eng verwandter Wachteln ausgeschaltet werden. Jeder Züchter ist gut beraten, seine Wachteln zu beringen, genau Buch zu führen und so die Übersicht über die Verwandtschaftsverhältnisse zu erhalten. Beim Kauf einer neuen Art oder eines neuen Farbschlages ist es sinnvoll, in Erfahrung zu bringen, wie die Tiere verwandt sind. Bei manchen Züchtern erhält man auf Anfrage auch entsprechend blutsfremd zusammen gestellte Paare. Sehr günstig ist es, zwei Paare aus verschiedenen Zuchten zu besorgen und diese über Kreuz zu paaren.

Bei den gemeinsam überwinterten zukünftigen Zuchttieren in Gruppen beginnt je nach Witterung im März/April die Paarbildung. Denn dann sind in Gruppen Hahnenkämpfe der Normalfall und diese können auch tödlich enden. Rechtzeitig sind deshalb die Zuchtvolieren vorzubereiten, um schnell handeln zu können und die Paare anzusetzen. Viel Zeit für die Beobachtung ist jetzt einzuplanen, um bei Streitigkeiten eingreifen zu können. - Eine vorzeitiger Legebeginn infolge warmer Witterung wie im Jahre 2007 ist tunlichst zu vermeiden. Er erfolgt meist nur, wenn zu eiweißhaltiges Futter gegeben wird. Insgesamt lassen sich bei aller Paarungsfreude die Wachteln aber mit der Eiablage vielfach Zeit. Das hat seine natürliche Ursache wohl darin, dass auch der Hahn zuchtfähig sein muss, wenn die Eiablage beginnt. Unbefruchtete Eier bei Frühgelegen sind ein deutliches Zeichen, dass es daran noch gemangelt hat.

Die Haltung

Diese Wachteln werden vorzugsweise paarweise gehalten. Versuche, an einen Hahn mehrere Hennen zu paaren, können in Einzelfällen glücken. In vielen Fällen wird aber eine oder werden mehrere Hennen vom Hahn oder der stärksten Henne bekämpft. Hier soll nur auf die Paarhaltung mit dem Ziel Naturbrut eingegangen werden.

Als Mindestgröße der Voliere für diese Wachtelarten werden vielfach 1,5 bis 4 m² angegeben. Dabei ist die kleinere für die Bodenwachteln, die größere für die Zahnwachteln zu empfehlen. Größere Volieren sind aber selbstverständlich vorzuziehen, zumal die Wachteln meist als Nebenbesatz gehalten werden und andere Vogelarten die Voliere mit besetzen können. Eine Ausrichtung der Voliere in eine südliche Richtung ist sinnvoll. Die gemeinsame Haltung verschiedener Wachtelarten ist meist schwierig. Lediglich die Chinesische Zwergwachteln lässt sich vielfach mit größeren Wachteln in der gleichen Voliere unterbringen. Sie wird von den Größeren offensichtlich nicht ernst genommen, sollte aber immer als Erstbesatz ihr Revier sichern können. Aber Vorsicht ist immer angebracht. Sehr zu empfehlen ist die völlige Überdachung der Voliere, da die meisten Wachtelarten trockenen Boden lieben. Fast immer ist Feuchtigkeit in der Voliere der Ausgangspunkt für die Verbreitung von Krankheiten. Eine erwünschte Bepflanzung kann in Töpfen erfolgen, die natürlich bei Überdachung gegossen werden müssen. Auch die Tränke sollte so aufgestellt werden, dass Spritzwasser unschädlich aufgefangen wird, z.B. auf einem Drahtboden über einer Plastewanne stehend. Als Bodengrund wird feiner Kies oder Sand empfohlen, nur diese sichern wirklich trockenen Boden. Völlig überdachte Anlagen haben gelegentlich bwi einer Vogelgrippe-Bedrohung außerdem ihre Vorteile.

Zu jeder Voliere gehört natürlich ein Schutzraum, der die Vögel vor Wetterunbilden schützt. Massiv oder doppelwandig aus Holz gebaut, mit einem nicht zu großem Fenster nach einer südlichen Richtung und einer Bodenklappe für die Wachteln versehen, sollte er schon sein. Alle hier behandelten Arten sind winterhart, benutzen also auch im Winter die Außenvoliere und fühlen sich dabei auch im Schnee recht wohl.

Ein weiteres Problem ist der raubzeugsichere Aufbau von Voliere und Schutzraum. Ein etwa 50 cm tiefes Fundament in Verbindung mit kleinmaschigem Draht (maximal 12 x 12 mm) als Seitenwände sichern das Eindringen von Mäusen und Mauswieseln als kleinste Schädlinge. Eine Höhe von 2 m verhindert weitgehend, dass das impulsive Aufsteigen der Wachteln keinen Schaden bringt. Trotzdem ist gelegentlich eine weiche Bespannung der Decke sinnvoll, bei niedrigeren Großkäfigen unerlässlich.

Wachteln erfordern in der Voliere Schutzmöglichkeiten, um ein Revier bilden zu können. Dieses ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Naturbrut. Das kann eine erdnahe Bepflanzung sein, aber auch Kistchen oder andere Verstecke haben schon als Nistgelegenheit gedient. Natürlich dienen solche Einrichtungen auch dem Schutz der Henne vor dem übereifrigen Hahn. Eine interessante Frage ist immer: Baumen die Wachteln denn nun eigentlich auf und sollten ihnen entsprechende Gelegenheiten geboten werden. Für die Bodenwachteln der Gattung Coturnix ist das natürlich nicht erforderlich, aber die Zahnwachteln baumen gern auf. Es hüpfen wohl alle Zahnwachteln gern auf einen Ast oder eine Sitzstange. Das ist eine sehr willkommene Ausweichmöglichkeit und verhindert zum Teil das gefährliche steile Aufsteigen an die Decke. Die Wachteln versuchen dann nicht impulsiv, in den Himmel zu steigen, sondern fliegen auf die ihnen vertraute Stange.

Die Fütterung

Die Wachtelfütterung muss grundsätzlich in drei Perioden geteilt werden. Auf unterschiedliches Futterangebot in der freien Natur ist die Entwicklung der Wachteln eingestellt. Etwa so müssen wir es ihnen auch in der Gehegehaltung bieten:

1. Das Ruhefutter:  Während der Winterruhe finden und benötigen wild lebende Wachteln in der Natur nur wenig Futter, dementsprechend sollten sie auch in der Voliere kurz gehalten werden. Allerlei Körnerfutterarten mit einem Rohproteingehalt von etwa 15 bis 17 % genügt für die Überwinterung dieser ja ausgewachsenen Vögel. Etwas Obst wie Äpfel oder Birnen lockern den Speiseplan auf und bieten Vitamine. Auch Blätter von Rosenkohl und andere Kohlarten können gegeben werden. Hervorragend wird auch in schneearmer Zeit vorhandene Vogelmiere oder gezielt dafür angebauter Grünkohl angeboten.

2. Das Zuchtfutter: Im Frühjahr steigt mit dem Erwachen der Natur das Nahrungsangebot durch junge Knospen und allerlei Getier, wie Würmer und Insekten, die Wachteln kommen in Brutstimmung. In der Voliere soll das auch durch besseres Futter nachgeahmt werden. Ein Mischfutter mit 20 % Rohproteingehalt, meist spezielles Wachtel- und Ziergeflügelfutter, kann hier gute Dienste leisten. Ergänzt durch junges Grün, z.B. Vogelmiere, Löwenzahn, und auch ein paar  Mehlwürmer regen das Eierlegen an. Diese Periode sollte kurz sein, um zu verhindern, dass die Henne zur Dauerlegerin wird und nicht in Brutlust kommt. Ist die Hälfte des voraussichtlichen Geleges vorhanden, sollte das Treibfutter abgesetzt werden. - Viel Diskussionen werden über die Verfütterung von Mehlwürmern geführt. Sie sind ein einfach zu beschaffendes Lebendfutter, das von allen Wachtelarten sehr gern gefressen wird und ein hochwertiges tierisches Eiweiß bietet. Zwei Einschränkungen gibt es. Diese Mehlkäferlarven, wie ihre korrekte Bezeichnung ist, sind nur inhaltsreich, wenn sie nährstoffreich gefüttert werden (ich gebe ihnen mein bestes Wachtelaufzuchtfutter und schmale Apfelscheiben). Vielfach mit Papier gefüttert und so schon lange gehältert, sind sie fast nur noch eine wertlose Chitinhülle. Zudem haben sie ein sehr ungünstiges Eiweiß-Fett-Verhältnis. In der Trockensubstanz wird bei gut gefütterten Larven mit 47 % Rohprotein und 35 % Fett gerechnet. Dieser hohe Fettgehalt ist die Ursache zu gelegentlicher Verfettung der Vögel und für die immer wieder empfohlene Zurückhaltung bei der Fütterung.

3. Das Aufzuchtfutter: Auf eine Unmenge von Kerbtieren während der ersten Aufzuchtperiode sind die Küken von Natur her eingestellt. Die Aufzucht der Küken sollte daher mit einem sehr eiweißreichen Futter unterstützt werden. Angeboten werden kann hier vorzugsweise ein Aufzuchtfutter für Ziergeflügel mit 26 % Rohprotein. In den ersten Tagen griesförmig gestaltet (wenn es Pellets sind) mit etwas Backmohn vermischt, kann es pur bis zum Ende der dritten Woche gefüttert werden. Dadurch wird das genetisch fixierte schnelle Wachstum voll ausgeschöpft. Gegner von Fertigfuttermitteln (die es leider völlig unbegründet genügend gibt) können natürlich auch mit anderen Futtermitteln, unterstützt durch Zufütterung gekochten Eies, die Küken in dieser Zeit ernähren. Danach sind die Küken weitgehend befiedert und es kann mit einer Übergangsfütterung langsam zum Ruhefutter übergegangen werden. Die Tiere brauchen jetzt weniger Eiweiß, da die erste Befiederung erfolgt ist, brauchen nun aber ein langsameres Wachstum, um den Körper voll auszubilden und danach die Befiederung ins Alterskleid anzulegen.

Die Aufzucht

Für jeden Züchter ersehnten Ziel und auch eine Augenweide ist die natürliche Aufzucht der jungen Wachteln durch die Zuchthenne (manchmal auch durch den Hahn, wenn die Henne ausfällt oder bereits ein zweites Gelege anstrebt). Diese Aufzucht im Gehege beobachten zu können, ist dann der Höhepunkt in jeder Wachtelzucht. Leider wird das vielfach mit erheblichen Verlusten aus unterschiedlichen Ursachen erkauft. Wichtig ist die völlig sichere Abdichtung der Voliere, damit die Küken nicht entwischen können. Gelegentlich kommt es vor, dass eine Henne gar nicht brütet. Das kann an ungeeigneter Fütterung und an mangelnden Revierbildungsmöglichkeiten liegen. Dann muss nach einer anderen Brutmöglichkeit gesucht werden. Das kann eine Hühnerglucke einer sehr kleinen Rasse (Urzwerge oder kleinere verzwergte Rassen) sein oder der Brutapparat. Die Hühnerglucke muss natürlich erstmal zur richtigen Zeit brüten. Wenn man weiß, was Hühner latent so alles für Krankheiten und Ungeziefer mit sich herumschleppen können, ist auch das fraglich. So bleibt nur die Kunstbrut. Wie diese erfolgt, ist auf der Seite Japanische Mast- und Legewachteln nachzulesen. Zu beachten ist die unterschiedliche Brutdauer, die bei den Arten angegeben wird. Grundsätzlich beträgt die Brutdauer bei den Bodenwachteln 16 bis 18 Tage, bei diesen Zahnwachteln hier  22 bis 24 Tage. Auch die Aufzucht sollte strikt nach diesen Ratschlägen erfolgen. Für Wachteln kommt in den ersten sechs Wochen nur die Haltung auf Drahtboden in Frage. Es ist die einfachste Möglichkeit, die Übertragen von Krankheitskeimen soweit zu minimieren, dass keine Erkrankung erfolgt. Der Draht wird allerdings während der ersten vier bis sechs Tage mit Papier oder Hobelspänen auf Folie abgedeckt. Damit wird Gelenkschäden vorgebeugt und den Küken besser die erforderliche Wärme geboten.

Natürlich wird nicht jeder die Drahthaltung akzeptieren. Selbstverständlich ist die Aufzucht auch in jeder beliebigen Aufzuchtbox möglich. Dann ist aber noch mehr als sonst auf Sauberkeit und regelmäßigen Wechsel des Bodenbelages zu achten. Besondere Beachtung müssen hier die Küken der Berghaubenwachteln und auch der Schuppenwachteln finden. Eine vorübergehende Haltung auf Drahtboden ist auf jeden Fall tiergerechter, als wenn später Präparate zur Bekämpfung von Wurmerkrankungen und Kokzidiose eingesetzt werden müssen.

Die gemeinsame Aufzucht von etwa gleich großen Arten, also Harlekin- und Europäische Wachteln, sowie die größeren der Baum- oder Schopfwachteln ist gut möglich. Große Probleme gibt es fast immer, wenn verschiedene ältere Gruppen zusammen gesetzt werden, auch wenn sie etwa gleich alt sind.

Nicht zu empfehlen ist die gemeinsame Aufzucht mit einer größeren Legewachtelschar. Die Küken der hier behandelten Arten sind in den ersten Tagen zu ruhig und gehen unter. Es fehlt ihnen der Lockruf der Mutter, der ihnen den Weg zu Futter und Wasser weist.

Die auf den Bildern oben abgebildeten Fontänen eignen sich hervorragend als Tränken in den ersten Wochen. Als Heizquelle ist zu empfehlen, besser eine etwas größere Birne gedimmt anzubieten als eine kleinere sehr hell brennende. Dieses etwas gedämpftere Licht verhindert das gegenseitige Anpicken der Küken, besonders betrifft das die Schopfwachtelküken. Sie picken gern nach Tautropfen und Würmchen und erwischen in deren Ermangelung dabei die Augen und Zehen ihrer Geschwister. Diese Unsitte ist offensichtlich allen Zahnwachtelküken eigen. - Hervorragend eignet sich natürlich auch ein Dunkelstrahler, allerdings muss dann der Futterbereich beleuchtet werden.

Die Wachteln sollten nach voller Befiederung bei günstigem Wetter in größere Volieren gesetzt und dort weiterhin aufgezogen werden. Das ist etwa mit sechs Wochen der Fall. Es trifft ebenfalls für die Jungtiere aus Naturbrut zu, da dort eventuell ein zweites Gelege des Zuchtpaares folgt. Sie lassen sich nun in größeren Gruppen auch verschiedene dieser mittelgroßen Arten miteinander aufziehen. Sinnvoll ist es, die oberste Sandschicht des Bodens in den Außenvolieren auszutauschen, wenn diese vorher besetzt waren. Natürlich muss auch der Schutzraum vor dem Besatz gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Eine zugfreie Unterbringung ist zu beachten.

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